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Garden: Ich glaube, dass Gefühle wie Eifersucht, Hoffnung, Liebe - überhaupt alle Grunderfahrungen - wesentliche Impulse für die Kunst geben. Ingmar Bergman hat mal gesagt, er hoffte mit seiner Arbeit, seinen Filmen, die Angst zu besiegen. Andere meinen, Künstler seien die Seismographen der Gesellschaft, die Schwingungen und Prozesse im Vorfeld aufnehmen und auch ihren Gefühlen nahe sind. Aber als Künstlerin selbst ist es schwierig darüber Auskunft zu geben, denn ich analysiere nicht alle Impulse im Vorfeld meiner Arbeit. Im Nachhinein kann ich jedoch häufig ablesen, wie die Zusammenhänge zwischen Erlebtem und den dann entstandenen Arbeiten waren.
Chisholm: Heißt das, dass sich die Biographie des Künstlers in seinem Werk zeigt?
Garden: Auf jeden Fall. Die Einmaligkeit jedes Menschen zeigt sich in seiner Lebensgestaltung und beim Künstler in seinen Arbeiten, sowohl die intellektuelle als auch die emotionale Seite, auch die Einflüsse der Kindheit.
Chisholm: Seismograph, das heißt auch, dass ein bestimmtes Ereignis aufgezeichnet wird. Welchen Zusammenhang siehst Du rückblickend zwischen Einflüssen und der Darstellung von Menschen in Deinen Arbeiten?
Garden: Ich habe viele Jahre überwiegend abstrakt gemalt, aber phasenweise Darstellungen des Menschen in meine Arbeit einfließen zu lassen. Das waren Zeiten, in denen einerseits die Frage der Identität neu auftauchte. Andererseits wenn ich stark berührt war, z.B. durch Berichte über den Holocaust, Kriege und Terror. 1997 habe ich nach Köpfen angefangen, Füße oder Fußabdrücke zu malen. Da sehe ich einen starken Zusammenhang oder eine Weiterentwicklung vom Kopf betonten zum Geerdeten. Der Zusammenhang entstand in Ligurien, das Bauernland und die Olivenernte. Das Stehen auf der Erde und die Energien zu spüren, die aus diesem fruchtbaren Boden hervorgegangen sind. Vielleicht auch die Rückkehr zu mehr Konkretheit, mehr verhaftet sein im Körper.
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