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In der Grenzenlosigkeit der Bilder ahnen wir etwas von dem geheimen Garten. Kein "Hortus conclusus", der von Mauern umschlossen ist, aber auch kein Paradiesgarten. Denn "das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen, und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist", schreibt Heinrich von Kleist in seinem Essay "Über das Marionettentheater". Evelyn Gardens Bilder bieten kleine Schlupflöcher des Sehens; ob sich auf dieser Reise unberührte Landstriche eröffnen oder aber urbane Simultaneität lärmt, lassen sie in der Schwebe.

Die Idylle und Freude, die die leuchtende Farbigkeit und der schwungvolle Duktus anstimmen, kann in jedem Moment kippen und unsere trügerische Sehnsucht nach elysischen Gefilden konterkarieren. Exakt in dieser Spanne manifestiert sich die Malerei Evelyn Gardens: zwischen dem Chaos der Gefühle und der Ordnung der Gestaltung.

Das eigentliche Bild hat keinen festen Ort; als Ereignis der Gegenwart, als Ereignis der Wirklichkeit vermag es immer wieder neu zu entstehen.

In der expressiven Dynamik und dem steten Wechsel der Ebenen zeigt sich die Natur als abstrakter, ereignishafter Prozess, der längst nicht mehr nur dem Natürlichen unterliegt. In seiner Einleitung zur Worpswede Monographie schreibt Rainer Maria Rilke: "Wir sind gewohnt, mit Gestalten zu rechnen, - und die Landschaft hat keine Gestalt, wir sind gewohnt aus Bewegungen auf Willensakte zu schließen, und die Landschaft will nicht, wenn sie sich bewegt. Die Wasser gehen und in ihnen schwanken und zittern die Bilder der Dinge."

 

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