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Rilkes Zeilen stammen von 1903. Seither ist die Gewissheit eines sicher geglaubten, natürlichen Umfelds gewichen, in der Realität wie auch in der Kunst. Nicht erst seit Piet Mondrian wissen wir, dass eine Waagerechte einen Horizont und eine Senkrechte einen Gegenstand darstellen kann. Schon Sandro Botticelli sagte, man brauche nur einen Schwamm, der mit verschiedenen Farben getränkt ist, an die Wand zu werfen, und der lasse dort einen Fleck zurück, in dem man eine schöne Landschaft erblicke.
Dennoch erscheinen Evelyn Gardens Bilder wie eine Projektionsfläche von Rilkes "Wassern". An ihren Oberflächen schwanken und zittern die Erscheinungen, und öffnen somit unseren Blick für das darunter Liegende; für Fragen, Zweifel, Suche – Worte, die wir in den Bildern finden. Worte, mit denen gemeinhin eher dunkele Stimmungen, dunkele Farben verbunden sind. Gardens Farbpalette steht zu derlei Assoziationen in vehementem Kontrast. Ihre Farben leuchten, vermitteln Helligkeit und der Duktus versprüht Lebendigkeit und Energie. Mithin Verweise auf die Kraft spendende Wirkung des Fragens, des Zweifelns oder der Suche.
Was wir in den Bildern entdecken, bleibt unserem Temperament überlassen. Evelyn Gardens "Geheimer Garten" bewahrt sein Geheimnis. Aber eben das ist ja das Schöne an ihm.
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