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Wer oder was ist er? Auf wen bezieht sich das Possessivpronomen im ersten Gedicht? Ist "seine Sahara" die Wüste des Horizonts in der letzten Zeile oder ist es ein männliches Gegenüber? Die Wüste in all ihrer Einsamkeit und mittendrin die Figur eines Mannes, der ihre Weite besetzt. Eine Schimäre vielleicht. Denn das Flirren der heißen Luft ruft manch Trugbild hervor. Wie die "Sanftheit | ihrer Ferne". Die Ferne der Wüste oder doch eine weitere, eine weibliche Figur? Das Alter Ego der Künstlerin? Die überwältigende Gestalt dieser endlosen Sandhügel ist sanft doch scheinbar nur: "zerbrachen beide | Blaue Linien | Zeichen am Horizont". Nicht das Himmelsblau, das Ätherische tönt hier in der Landschaft. Das Blau leuchtet dunkel und körperlich. Die Linie, zerbrochen, lässt die Hoffnung zerschellen. Es klirrt das Blau.
Evelyn Gardens Sprach-Landschaften umkreisen die Natur als emotionale Projektionsfläche, die uns mit seidigem Septembernebel umgibt oder die Felsen der Sprache, die Brandung der Worte vor uns ausrollt wie die Steine im Meer. Die Bedeutungen und Konnotationen, die sie durch die lyrische Verknappung auslösen, wandern vom Außenraum ins Inwendige, öffnen die Kammern des Alltäglichen und von Ausnahmesituationen, die wir dann mit unseren eigenen Gedanken, unserem eigenen Erleben ausgestalten können.